Ortsgeschichte

Die Geschichtliche Entwicklung

Die heutige Elzer Gemarkung am Fuß des Westerwaldes war bis in die Zeit des Devon (Beginn vor ca. 416 Millionen Jahren, Ende vor ca. 359 Millionen Jahren) noch menschenleer. Sie wurde von einem Meeresarm überflutet, der im Oberkarbon (Beginn vor ca. 359 Millionen Jahren, Ende vor ca. 299 Millionen Jahren) wieder abfloss. Übrig blieben auf dem Meeresgrund Millionen Kalkgehäuse von Meerestieren die sich später zu Kalkstein verfestigten, wie er heute noch im ehemaligen Kalkwerk in Elz zu sehen ist.

Nach der heutigen Forschung streiften vor etwa 10.000 Jahren erstmals Menschen durch das Gebiet der heutigen Elzer Gemarkung. Es waren Sammler von Feld- und Waldfrüchten und Jäger, die etwas zu essen suchten. Sie tranken Wasser aus sauberen Quellen und Bächen und wohnten zum Teil in Kalkhöhlen, wie etwa in der mittleren Steinzeit (ca. 8.500 bis 5.500 v. Christus) bei Steeden und Diez.

Im heutigen Elzer Mittelwald, nahe der heutigen Autobahn, wurden seit der Steinzeit die Toten in Hügelgräbern bestattet, von denen noch über 150 bekannt sind. Das größte dieser Gräber hat heute noch einen Durchmesser von 32 m. Im Neolithikum, der jüngeren Steinzeit (ca. 8.000 bis 2.000 v. Christus), endete das Nomadendasein der Menschen. Die Sammler und Jäger wurden sesshaft, bauten Holzhäuser und bearbeiteten den Boden. Sie waren Bauern und Handwerker geworden.

Auch Kelten kamen an die Lahn, die Elb und in den Westerwald. Unter den Büschen und Bäumen fielen Ihnen die vielen Erlen am heutigen Erbach auf. Nach diesen Bäumen erhielt der Bach und auch die erste Ansiedlung, von elsen (Erlen) und Haseln und breiten eichen umsäuselt (Schmidt von Werneuchen) ihre Namen: Unten vor der Mündung des Erlenbachs in den Elbbach entstand das frühmittelalterliche else, das heutige Elz. Mitten im Wald entwickelte sich niederer(lenbach), das heutige Niedererbach und oben, nahe der Quelle, oberer(len)bach, heute Obererbach.
Die erste schriftliche Bezeichnung elisser marc für „Elzer Gemarkung“ taucht 933 in einer Urkunde der Wiltrud und ihres Sohnes Konrad Kurzbold auf. Das Dokument verbrannte bei einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg. Jahrhundertelang haben Historiker irrtümlich die ersten beiden Buchstaben „el“ des Gemarkungsnamens als  e i n e n  einzigen Buchstaben – nämlich „d“ – gedeutet, und so wurde dieser Lesefehler als disser marc (Diezer Marl) gedruckt. Erst 1956 konnte Hellmuth Gensicke durch seine besitzgeschichtlichen Forschungen die beiden mittelhochdeutschen Worte korrekt als „Elzer Markt“ entziffern.

Die erste noch erhaltene Urkunde von 1145 erwähnt einen cunrado de elise (Konrad von Elz) als Stifter des „Schönauer Hofes“ für die Benedektiner in Kloster Schönau im Taunus. Es war der erste bekannte und größte mittelalterliche Bauernhof am Elzer Hirtenplatz. Daneben befand sich auch der Diersteiner Hof – nach der Reformation als Oraniensteiner Hof – bekannt. Den Zisterziensern gehörte der Marienstätter Hof und das Eberbacher Höfchen. Zum Besitz des Deutschen Ordens zählte früher das Deutsche Haus in der Pfortenstraße.

Zur Begleichung der Schulden seines Vorgängers im Hussitenkrieg (1468 bis 1471) verpfändete der Trierer Kurfürst Rhaban von Helmstadt 1436 Elz zusammen mit einem Teil des Amtes Limburg für 22.000 rheinische Gulden an den Landgrafen Ludwig von Hessen. Damit wurde Elz zweiherrisch. Kurtrier blieb Grundherr; Hessen wurde Pfandherr. Ein Gesamtschultheiß war in Elz für die jährlichen Abgaben – die eine Hälfte für Kurtrier, die andere für Hessen – bis zum Jahre 1624 zuständig.

Bekannt wurde zu dieser Zeit die Schultheißenfamilie Staudt, deren Mitglieder das heutige Historische Rathaus erbauten. Einer der Söhne, Jost Staudt, studierte Jura, nannte sich nach seinem Geburtsort Justus Studaeus Elsanus, wurde Professor der Rechte an der Marburger Universität, zeitweise auch deren Rektor. Er war außerdem Beisitzer am Hofgericht des hessischen Landgrafen. 1546 wurde er Kanzler des Fürstabts Philipp Schenck zu Schweinsberg in Fulda, erhielt 1563 das Bürgerrecht der Stadt Frankfurt und war Mitglied der dortigen Patriziergesellschaft Alten-Limpurg.

1442 gewährte der damalige deutsche König Friedrich III. seinem Neffen Erzbischof Jakob von Sierck als kurtrierischem Landesherrn die Stadtrechte für Elz. Die gemäß Frankfurter Stadtrecht befestigte kurtrierische Stadt Elz war jedoch den benachbarten nassauischen Grafen ein Dorn im Auge. Sie überfielen mitten im Winter 1456 Elz und zerstörten mit Hilfe Siegener Bergleute in drei Tagen die neu erbaute städtische Befestigung.

Während der Reformation blieben die Einwohner von Elz als Gemeinde des geistlichen Kurfürstentums Trier katholisch. Der in Elz geborene Johannes Opilio schloss sich der Lehre Martin Luthers an und wurde 1529 der erste lutherische Prediger in Usingen im Taunus.

Nach einem Unwetter 1589, bei dem ein Großteil der Ernte vernichtet wurde, wurden drei Frauen und ein Jahr später weitere fünf beim hessischen Landgrafen angezeigt und anschließend in Limburg wegen angeblicher Hexerei verbrannt.
Im 30-jährigen Krieg hatte Elz vor allem beim Durchzug fremder Truppen auf der strata publica (heutige B8) zu leiden. Die Elzer mussten nach Offheim, Hadamar oder in den Wald fliehen, wovon die Sage von der Mordschau erzählt; nur sieben Elzer Familien überlebten. Gegen Ende des 30-jährigen Krieges führte Johann-Ludwig von Nassau-Hadamar die Friedensverhandlungen und unterschrieb in Münster 1648 für den Kaiser den Westfälischen Friedensvertrag.
Die meisten der zerstörten Höfe der weltlichen und geistlichen Herren und Pächter in der Pforten- und Rathausstraße wurden danach wieder aufgebaut; neue Pfortenhäuser entstanden im Ortskern.
Absolutismus, Barock und Aufklärung verbreiteten sich auch in Kurtrier. Der 1759 in Elz geborene Heinrich Arnold(i) wurde  nach dem Besuch des Hadamarer Jesuitengymnasiums, der Universität Göttingen und einem Aufenthalt in Paris, zum Studium der französischen Sprache und Sitte, Hofkaplan des letzten Trierer Kurfürsten Clemens Wenceslaus und schrieb das Tagebuch vom „Emser Congreß“ 1786.

Aus dem Koalitionskrieg ist noch das Original eines Briefes von einem Elzer an seinen Vater von 1792 erhalten, der die damaligen Verhältnisse drastisch schildert:
„Liebster Vater! Wie geht’s Euch? Ich hör nichts, lebt Ihr noch, oder seid Ihr vor Elend gestorben? Ich hab gehört, dass der Herr Pastor gestorben ist. Wenn Ihr es vor Elend nicht ausstehen könnt, so macht euch herüber zu mir, was ich hab, geb ich zum besten; ich bin zwar um all das meinige gekommen, und so: dass ich nur das Hemd auf dem Buckel erhalten habe, und selbst ein Schuldenmacher geworden bin. Lebet wohl!“
Da die Gemeindeschulden 1801 auf über 30.000 Gulden gestiegen waren,  stimmten die Elzer Bürger nach der Säkularisation (Einziehung kirchlicher Besitztümer durch den Staat) dem Verkauf von 268 Morgen Wald an Nassau-Weilburg zu; die letzte Rate wurde erst 1810 bezahlt.

Als die Gemeinde von Nassau regiert wurde, galt Elz als das nassauische Musikantendorf.
Im Frühjahr zogen damals Elzer Musikanten nach Holland, Belgien, England und selbst nach Russland und kehrten im Herbst vor der Kirmes wieder nach Hause zurück. Doch die Armut im Dorf blieb: 1846 stürzte das Kirchenschiff ein, 1850 gab es einen großen Brand im Oberdorf, der sich bei starkem Wind auf die Lehrgasse ausbreitete.
Trotzdem entschieden sich die Elzer Bürger 1850 in einer Wahl für den Bau der heutigen Pfarrkirche. Der Pauperismus (Massenarmut in der Zeit der Frühindustrialisierung) mit Hungersnöten, Auswanderung und den Wandermusikanten dauerte an, bis die Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert erst das mittlere Lahngebiet erreichte und damit neue Arbeitsplätze entstanden.

Erst nach 1900 wurden über der Elb, neben Brötzenmühle und Kammfabrik, die ersten Wohnungen am damaligen Offheimer Weg gebaut. Am 1. Weltkrieg nahmen 500 Elzer teil; 1918 waren 109 gefallen und 5 vermisst. 1938 gab es die ersten Häuser in der Siedlung.
Im 2. Weltkrieg 1945 besetzten amerikanische Panzereinheiten am 26. März das Dorf; damit endete für Elz der verlustreiche Krieg.

Trotz großer Verluste und Schäden begann nach Kriegsende in der Gemeinde allmählich und nach der Währungsreform 1948 mit voller Kraft der Wiederaufbau. Mit der Eröffnung des ersten Betriebes 1971 im Elzer Gewerbegebiet setzte hier eine rasante Entwicklung vom Handwerk bis hin zur Hightech ein. Es war ein wirtschaftlicher Aufschwung mit Wohlstand für die lebensbejahende und familienfreundliche Gemeinde.

(Erhard Weimer)